Wie
überprüft man die Stimmung einer Mundharmonika?
Allgemeine Überlegungen: Bitte stelle sicher, dass Dein
Stimmgerät auf A=443 Hz eingestellt (Basis Frequenz) ist - einige Spieler bevorzugen
442 Hz oder stimmen noch tiefer. SEYDEL nimmt 443 Hz als Basis, um die
Richter-Instrumente zu stimmen. Wenn man dann Live spielt (und mit Deckeln),
"landet" man bei 440 - 441 Hz, was gut zu anderen Instrumenten
passt. Bitte achte darauf, jede einzelne Note mit einem neutralen und
entspannten Ansatz an zu spielen. Das Instrument sollte etwas aufgewärmt und
schon etwas "feucht" sein.
Einen
wirklich "neutralen" Blas- oder Ziehansatz zu finden ist nicht leicht,
und das Ergebnis hängt von dem Spieler ab, der gerade die
Tonhöhe bestimmen
will. Jeder Spieler hat einen individuellen Spielansatz und eine individuelle
Art die Töne zu prüfen.
Versuche
daher jede Note mit unterschiedlichem Spieldruck zu spielen (leicht, mittel,
hart). Um Oktaven zu überprüfen werden zwei Töne auf einmal gespielt, indem man
die dazwischen liegenden zwei oder drei Kanäle (-- oder ---) mit der Zunge
abdeckt (Splitting-Technik - gerade für die Zieh-Oktaven eine echte
Herausforderung).
Das
Stimmen einer Mundharmonika
Von Zeit
zu Zeit sollte man die Stimmung einer Mundharmonika überprüfen - die
Stimmzungen sind Verschleißteile (in etwa so, wie die Reifen eines Autos).
Benutze
zum Stimmen eine Feile (oder den Kratzer
bei Messing-Zungen), um mit ihr Material von der Stimmzunge abzutragen. Einen
Ton hoch (#) stimmen kannst Du, indem
Du etwas Material auf der Zungenspitze abfeilst. Die Zunge wird etwas leichter
und sie schwingt dann in einer höheren Frequenz. Schiebe dazu zum Abstützen der
Zunge den Zungenheber oder das
Lösblättchen unter die Spitze
der Zunge. Um einen Ton herunter zu stimmen (b), musst Du Material am
Nietende der Zunge abtragen (s. Abb. unten). Bitte passe auf, dass Du die
Kanten der Zunge dabei nicht beschädigst. Im Falle, dass die Zunge danach nicht
mehr frei schwingt, benutze den Zungenschlüssel, um die Zunge wieder zu zentrieren oder den Kratzer oder
das beiliegende dünne Blech, um herausstehendes Material von der Zungenkante zu
entfernen.
Wichtige Anmerkung: Feile die Stimmzunge immer in Längs-richtung
und vermeide vertikale Kratzer. Vertikale Vertiefungen können die Langlebigkeit
sehr negativ beeinflussen, besonders wenn Du die Stimmzunge herunter stimmst!
Die
nachfolgende Schritt-für-Schritt Anleitung zeigt, in welcher Reihenfolge Du
vorgehen kannst, um eine Mundharmonika im "Compromised System" zu stimmen.
Um die Stimmung nach jeder Veränderung zu überprüfen, halte das Instrument mit
Deckeln. Spiele mit wenig, mittel und viel Luft und probiere unterschiedliche
Ansätze, wie “t”, “g” und “h”. Vermeide es die Töne zu biegen (Bending) - atme
durch das Instrument, anstatt stark zu ziehen oder zu blasen.
Tipp: Halte das Instrument locker
mit zwei Fingern einer Hand und presse es nicht wie gewöhnlich fest an den
Mund.
Eine
Mundharmonika stimmen - so kannst Du vorgehen
Wärme die
Mundharmonika durch Spielen etwa eine Minute lang auf (Du kannst sie auch kurz
auf einer Heizung aufheizen).
Blas-Töne:
- Stimme
den Grundton 4 blasen (Basis Frequenz A 443 Hz)
- Stimme
die untere Oktave Tremolo-frei, starte mit 1 blasen (1--4 blasen - 0 Cent)
- Stimme
alle Terzen (2, 5, 8 blasen) auf -14 Cent. Prüfe die Oktaven (mit
Zungen-Splitting). Starte Deinen Test leise und steigere die Lautstärke, nimm
am besten auch die Deckel dazu! (2--5,
5--8)
- Benutze immer den perfekt gestimmten tiefere
Ton als Referenz zum Stimmen des höheren Tons innerhalb der Oktav.
- Stimme
die Quinten (3, 6, 9 blasen) auf +2 Cent (prüfe die Oktaven (3--6, 6--9); als einzelne Töne und zusammen. Innerhalb eines großen
Spieldruck-Bereiches sollte kein Tremolo-Klang mehr zu hören sein
Zieh-Töne:
- Stimme 2
ziehen genau gleich wie 3 blasen
- stimme
die Oktave 1--4 ziehen auf +4 Cent (Tremolo-frei)
- stimme 3---7 ziehen auf -12 Cent, prüfe die
Oktaven mit Splitting (drei Löcher müssen auf einmal mit der Zunge abgedeckt
werden!)
- Wiederhole
die Prozedur mit 4---8, 5---9 und 6---10 ziehen
Überprüfe
die Stimmung nach einem Tag noch einmal - manchmal setzen sich die Zungen, und
die Töne klingen tiefer als vorher.
Wichtige Anmerkung: Oktaviertes Spielen ist eine Technik, die im Blues oft angewendet
wird. Versuche immer die Oktaven Tremolo-frei zu stimmen. Finde heraus, welcher
der beiden Töne zu hoch oder zu tief ist, indem Du sie einzeln anspielst. Tipp:
Du kannst Oktaven auch visuell prüfen, indem Du den Oktav-Klang am Computer
aufzeichnest. Viele Programme zeigen die sog. Hüllkurve an (z.B. "Audacity",
freeware). Wenn die Hüllkurve glatt und gerade aussieht, stimmt die Oktav. Wenn
Du rhythmische Veränderungen siehst, ist ein Ton der Oktav nicht richtig
gestimmt!
Versuche
Veränderungen des Lösabstands beim Stimmen zu vermeiden. Ein elektrischer
Bohrer mit einer feinen Schleifspitze ist am besten geeignet zum Stimmen, ohne
den Lösabstand zu stark zu verändern. Eine Feile ist natürlich auch sehr gut
geeignet, aber Du
brauchst etwas Erfahrung, damit Du mit dem
Einstellen des Lösabstands nicht wieder von vorne beginnen musst.
Mehr Informationen findest Du unter >Wissenswertes